Der Hund, dein Freund und Helfer
Die Blindenhundeschule Liestal zu Besuch in ZollikofenFotocredits: Cher Kao (VBM), die Namen der Kinder und Jugendlichen sind alle geändert
«Ich möchte so gerne einen Hund.» Alina streichelt einen Grosspudel zärtlich über das lockige Fell. Sie nimmt seine Hinterpfote in die Hand und tastet seine Zehen ab. «Die sie ganz schön lang», meint sie. Und kichert, als der Hund sein Pfötchen wegzieht. «Er ist wohl etwas kitzlig an den Füssen.» Alina fährt mit den Streicheleinheiten fort. Der Hund schliesst die Augen. Er geniesst die Aufmerksamkeit der Schülerin sichtlich.
Der Pudel ist einer von insgesamt vierzehn Rassen, die an diesem Tag im Namen des Vereins für Blindenhunde und Mobilitätshilfen (VBM) nach Zollikofen gereist sind.
Selbstbestimmt leben dank Hund
Der VBM bildet ganz unterschiedliche Rassen zum Blinden- oder Vertrauenshund aus. Denn die Bedürfnisse, Ansprüche und Wünsche eines potenziellen Halters an einen Blindenführhund sind sehr vielfältig. Wie zum Beispiel der Labradoodle, dessen Fell ganz lockig und fein ist und der hängende Ohren hat. Oder ein Schäferhund, dessen Haare etwas rauer sind und aufgestellte Ohren hat. Oder ein Bergamasker, dessen Fell etwas länger aber trotzdem ganz fein und kuschelig ist.
«Ein langjähriger Klient von uns möchte beispielsweise nur Schäferhunde», sagt Thomas Wiggli, Vizepräsident des VBM. Er selber ist an diesem Tag mit Yukon unterwegs, einem weissen Schäfer. «Er eignet sich nicht als Blindenführhund», meint Thomas Wiggli. Zu nervös sei er. Eine wichtige (Lebens-)Aufgabe hat der Hund aber trotzdem übernommen. Yukon ist Botschafterhund und somit viel in Schulen und Heimen unterwegs, wo er die Menschen mit seiner Präsenz und Streicheleinheiten glücklich macht.
Der VBM bildet zudem Vertrauenshunde für Menschen aus dem Autismus Spektrum-Störung (ASS) aus. Thomas Wiggli berichtet: «Eine Klientin mit ASS pendelte zwischen Zuhause und Arbeitsstelle ausschliesslich mit dem Auto. Zu gross war die Angst, dass ihr im ÖV andere Menschen zu nahe kamen.» Mit dem Hund aber lernte sie Schritt für Schritt den öffentlichen Verkehr zu nutzen. Heute gehe sie ausschliesslich mit dem Bus zur Arbeit.
Komm, wir gehen spazieren
Zurück zu unseren Schülerinnen und Schülern. Während der Morgen ganz im Zeichen des «Hund erleben» mit Kennenlernen und Streicheln galt, steht am Nachmittag das Gehen mit einem Blindenführhund im Zentrum. Die Kinder und Jugendlichen der Mittel- und Oberstufe erleben, wie es ist mit dem Hund in einer Art Geschirr zu laufen. «Oh, der zieht ganz schön fest», stellt die 11-jährige Luna fest, als sie mit «Ikaros» losspaziert. Schon sehr harmonisch sieht es bei Ronja aus. Sie hat einen weissen Schäfer ausgesucht. Gemeinsam mit der Begleitperson des Hundes spazieren sie über die Rampe, die das Schulhaus mit dem Verwaltungsgebäude verbindet. Sie werden eine Runde um das Schulgebäude drehen.
Überall auf dem Gelände bilden sich Gespanne. Viele der Kinder und Jugendlichen probieren das Gehen gleich mit mehreren Hunden aus. Es scheint ihnen sichtlich Spass zu machen. Und wer weiss - vielleicht entscheiden sie sich einmal, mit einem Blindenhund durchs Leben zu gehen.
Der lange Weg zum Blindenführhund
Der Weg vom Welpen zum Blindenführhund dauert durchschnittlich zweieinhalb bis drei Jahre, abhängig von der Hunderasse.
Dabei dauert die Lernzeit im Führgeschirr nur wenige Monate - der grösste Teil nimmt ihre Aufzucht ein, wo sie die Welt kennenlernen und ihr später an der Seite ihres sehbeeinträchtigten Menschen aufgeschlossen und selbstbewusst entgegentreten.