Heilpädagogisches Reiten: Lia Frankenbach ist die neue Leiterin
Stabsübergabe im Reitstall der Blindenschule Zollikofen: Lia Frankenbach übernimmt die Leitung des Angebots Heilpädagogisches Reiten. Im Porträt stellt sie sich gleich selber vor.Es ist Vormittag. Die Boxen im Pensionsstall in Schüpfen, wo die sechs Therapiepferde der Blindenschule eingemietet sind, werden gerade saubergemacht. Mitarbeitende wuseln mit Mistgabel und Schubkarre herum.
Mittendrin Lia Frankenbach in ihrem «Büro». In Wahrheit ein Container, ausgestattet mit einem Tisch und einer Kaffeefiltermaschine. Gleichzeitig dient es als Sattelkammer. Zäume, Reithelme, Striegeln und Bürsten sind ordentlich in den Regalen aufgereiht. Hier finden auch die Reittherapeutinnen und freiwillige Mitarbeitenden gerade in den kommenden kalten Monaten einen Platz, an dem sie sich aufwärmen können.
Seit drei Monaten ist die gebürtige Deutsche die neue Leiterin des Blindenschulangebots Heilpädagogisches Reiten. Sie ist verantwortlich für die sechs Therapiepferde, die Mitarbeiterinnen der Reittherapie sowie für die Kinder und Jugendlichen der Blindenschule Zollikofen, die das Angebot besuchen. Eine grosse Verantwortung, die viel Organisationsgeschick braucht. Und Leidenschaft. Für die Pferde, aber auch für die Kinder und Jugendlichen.
Der lange Weg zur Reittherapeutin
Die Leidenschaft für Pferde erwachte bei der 28-Jährigen in Kindesjahren. Sie sei ein richtiges Pferdemädchen gewesen, erzählt Lia Frankenbach. «Meine Mutter hat mich, schon bevor ich richtig laufen konnte, auf den Pferderücken gesetzt.»
Ihr Feuer für das Soziale ist bei einem Praktikum im Verein und Reitbetrieb Spatzenscheune aufgeflammt. «Die therapeutische Arbeit mit Menschen und Pferden hat mich sehr beeindruckt», so Lia Frankenbach. Nach dem Praktikum folgte ein Jahr im Ausland in einer Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigung, in dem sie sich weiterbildete. Die Spatzenscheune war nach ihrem Auslandaufenthalt wieder ihre erste Anlaufstelle. Leider war damals jedoch keine Stelle als Reittherapeutin frei.
Das war für Lia Frankenbach kein Grund zum Aufgeben. Sie packte in der Spatzenscheune als Stallhilfe mit an. Parallel begann sie das Studium in Erziehungswissenschaften. Drei Jahre später wurde ihre Ausdauer belohnt. Kaum war sie mit Studium fertig, startete sie mit der Ausbildung zur Reittherapeutin und erfüllte sich so einen langgehegten Traum. Im Jahr 2022 übernahm sie sogar die Co-Leitung in der Spatzenscheune.
Die Liebe hat sie in die Schweiz geführt
Lia Frankenbach sagt: «Ich habe meinen Job in der Spatzenscheue geliebt.» Wäre da nicht die Fernbeziehung, die sie seit drei Jahren in der Schweiz führt. Eine herausfordernde Zeit, blickt Lia Frankenbach zurück. «Ich konnte und wollte meinen Job in der Spatzenscheune nicht gegen irgendeinen Job austauschen.» Umso grösser war die Freude, als sie eines Tages die Ausschreibung für die Leiterin Heilpädagogisches Reiten der Blindenschule Zollikofen sah. «Diese Stelle ist für mich wie gemacht», war ihr sofort klar.
Fazit: «Es gibt viel zu entdecken»
Für Lia Frankenbach gibt es in der neuen Position und in der neuen Umgebung viel Neues zu entdecken. Zudem sei sie sich bewusst, dass sie nach der Pensionierung von Sonja Morgenegg in grosse Fussstapfen trete. Und doch fühlt sie sich bereits sehr wohl. «Ich bin gut angekommen und freue mich, meine Kenntnisse und Leidenschaft für die Reittherapie in die Blindenschule mit einzubringen», sagt Lia Frankenbach.
Was ist das Heilpädagogische Reiten?
Beim Heilpädagogischen Reiten geht es darum, die Kinder ganzheitlich auf körperlicher, emotionaler, geistiger und sozialer Ebene zu fördern. Das Heilpädagogische Reiten ist eine ergänzende Unterrichtseinheit der Blindenschule Zollikofen, welche nicht von der IV bezahlt wird. Dank Spenden kann es die Blindenschule Zollikofen anbieten.
Sonja Morgenegg hat sich über vier Jahrzehnte lang für die Kinder und Jugendlichen sowie für die Therapiepferde der Blindenschule Zollikofen eingesetzt. Wir danken ihr für das aussergewöhnliche Engagement. Und wünschen ihr alles Gute in der Pensionierung.
Die stille Freude von Laura
Heilpädagogisches ReitenEin leiser Ton. Kaum wahrnehmbar, ob Freude oder Unzufriedenheit. Der zarte Körper, gestützt von Gurten, verborgen in wärmendem Stoff, Schicht um Schicht. So stehen sie Seite an Seite, Laura im Rollstuhl, und Stelkur, das älteste und erfahrenste Islandpferd im Stall.